Die Anfänge

1583 wurde das Eckhaus Storchengässli-Schauplatzgasse gebaut und stand am Anfang einer Reihe von sechs gleich hohen Häusern. Im Jahre 1800 ist auf Modellen der Stadt Bern von dieser Häuserreihe jedoch nur noch das Eckhaus beim Storchengässli zu sehen, das sich an einen grösseren Nachbarn anlehnt. Die erste bekannte Eigentümerin des Hauses ist die bürgerliche Familie Bondeli, die das Haus 1797 Johannes Meley, dem “Brodtbeck” abtrat. Danach wechselte das Haus mehrmals den Besitzer und war bis 1862 vermutlich eine Herberge für Handwerker. 1862 wurde es zu einer Pinte umfunktioniert, die zunächst «Café Federal» hiess. Ab 1877 trug das Lokal fünf Jahre lang den Namen «Café Cassani» und hiess von 1882 bis 1892 schliesslich «Café Frick». Dessen Besitzer Ernst Frick war der Onkel von Paul Klee. Als kleiner Bub sass Paul Klee oft im «Café Frick» und begann mit dem Bleistift seine Beobachtungen auf Papier zu kritzeln.

Die Ära Della Casa

Am 4. Mai 1892 wurde das Haus an Franz Robert Della Casa verschrieben. Der Wirt aus Biel mit Wurzeln in Stabio, Kanton Tessin, liess das Lokal in «Café Della Casa» umbenennen. Die Stammgäste haben diesen Namen schon bald in «Delli» abgekürzt. Die Liegenschaft blieb zwar bis 2009 im Besitz der Familie Della Casa. Nach dem Tod von Franz Robert Della Casa im Jahr 1899 begnügte sich die Familie jedoch eher mit dem Besitz des Hauses und überliess das Führen der Gaststube einem Pachtwirt.

Der Treffpunkt

Bekannt war das «Delli» schon früh als Treffpunkt von Leuten aus Politik, Wirtschaft, Burgergemeinde und Künstlerkreisen. Eine Anekdote aus der Jubiläumsschrift zum 100-jährigen Bestehen der Securitas AG (2007) unterstreicht die frühe Bedeutung des «Café Della Casa»: 1914 wollte Bundesrat Eduard Müller die Landesausstellung ohne Eintrittsbillett betreten. Der für die Zutrittskontrolle zuständige Securitas-Wächter wollte ihm daraufhin keinen Einlass gewähren, worauf der Magistrat dem Wächter perplex erwiderte, ob er ihn denn nicht kenne. Dieser meinte, er kenne ihn schon, er sei doch der Wirt des «Delli». Vieles deutet also darauf hin, dass der Bundesrat bereits damals viele Stunden im legendären Lokal verbrachte.

Das «Delli» heute

Das «Restaurant Della Casa» steht heute im Grossen und Ganzen unverändert da und hat seit 1892 kaum äusserliche Umgestaltungen erlebt. Die Umgebung hingegen hat sich stark gewandelt, ein Hotel, eine Apotheke, eine Bäckerei, Modegeschäfte und andere Gastronomielokale umrunden das Haus in der Einbahnstrasse zwischen Bundes- und Bahnhofplatz.

Im Erdgeschoss befindet sich die zweigeteilte Gaststube mit den vier berühmten Stammtischen: Das «Delli» beheimatet den «Stammtisch Nr.1» von Berner Unternehmern sowie die Berner Stadtschützen und die Stammtische mehrerer Studentenverbindungen. Die Räume haben an Wänden und Decken Holzverkleidungen. Die dekorative Bleiverglasung (Kathedralglas) der Fenster gestalten die Räume besonders heimelig-wohnlich.

Im ersten Stock befinden sich das Speiserestaurant und das «Delli-Stübli». Im Speisesaal sind die Wände und Decken holzgetäfert. Die Wände zieren Fresken von Alexander Benois di Stetto. Die gediegene Atmosphäre und die auf bewährte traditionelle Schweizer Spezialitäten konzentrierte Küche erhebt das Restaurant zweifelsohne zu den «besseren Gaststätten» der Bundesstadt. Es ist allgemein bekannt, dass die sieben Bundesräte nach ihren gemeinsamen wöchentlichen Sitzungen gelegentlich ins «Delli-Stübli» einkehren und die währschafte Kost geniessen.

Das «Delli»-Haus hat die Zeit überdauert. Das bescheidene alte Gebäude hat den Ausbau der Schauplatzgasse im Herzen Berns mit modernen Hotel-, Bank- und Geschäftshäusern äusserlich unberührt überstanden. Unbekümmert lehnt sich das kleine alte Haus als einziger in der Oberen Altstadt übriggebliebener Zeuge aus dem Spätmittelalter an seinen grossen Nachbarn, das Hotel «Bristol» von 1913.

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